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Gebäude 190

Büros und Ateliers

Idee & Konzept:
Projektsteuerung Lagerplatz
Adresse:
Lagerplatz 6
8400 Winterthur
Projektdaten:
vor 1943 erbaut

2010 Ausbau / Renovation Turmzimmer
15 m2 Bruttogeschossfläche
30'000 Fr. Investitionsvolumen

2013 Fenstersanierung
2600 m2 Bruttogeschossfläche
360'000 FR. Investitionsvolumen
Renovation / Umbau:
Valerie Waibel, Architektin,
Lagerplatz Winterthur

Chenevard Architektur,
Lagerplatz Winterthur

Das gelbe Backsteingebäude 190 ist das höchste und markanteste entlang der Kesselschmiede. Der markante Treppenturmkopf mit dem Liftmaschinenraum überragt die Zeile von Satteldächern und ist weithin sichtbar. Die lückenlose Blockrandbebauung schliesst den Lagerplatz entlang der Strasse Zur Kesselschmiede ab und schirmt das Areal gegen Lärm und motorisierten Individualverkehr spürbar ab. Das original erhaltene, asymmetrisch angelegte und grosszügig belichtete Treppenhaus erlaubt den Durchblick durch alle drei Geschosse und erinnert in seinen strengen Formen und Geländerliniaturen an Bauten der Neuen Sachlichkeit. Im Unterschied zu den ehemals von der Schwerindustrie genutzten grossformatigen Hallen (zum Beispiel 180 und 193), boten sich die hier vorgefundenen kleinteiligen Raumstrukturen für die Umnutzung mit Ateliers, Kleingewerbe und Einzelfirmen nachgerade an. Das neu ausgebaute Turmzimmer dient der Projektsteuerung der Stiftung Abendrot als Archiv und Sitzungsraum.

Während die steinerne Gebäudesubstanz weitgehend schadlos erhalten geblieben ist, waren die alten Fenster auf der Hofseite am Ende ihres Lebenszyklus angelangt. 2013 sollten sie durch neue ersetzt werden. Da sich die verschiedenen beteiligten MieterInnen und NutzerInnen nicht auf eine Fensterform einigen konnten, beschloss die Projektsteuerung, dass jede Mietpartei ihre Fenster selbst auswählen könne. Auch die Farbe der Rafflamellenstoren konnte aus einer Auswahl von vier Farben selbst bestimmt werden. Der vormals einheitlichen Fassadengestaltung wurde so ein «weiches» Element eingeschrieben, was für den aufmerksamen Beobachter die Strenge etwas auflockert, von Passanten jedoch normalerweise kaum bemerkt wird.

«Die Zeile von Satteldachhäusern an der Tössfeldstrasse nutzte die Maschinenfabrik Sulzer im Zweiten Weltkrieg für den Einbau von Räumen für die Materialprüfung und für Laboratorien. Die Ein- und Umbauten in diesem Bereich der ehemaligen Modellmagazine waren 1943 vollendet.»
HPB

«Die Herausforderung für uns Planer war, die Vorstellungen und Wünsche der elf Mietparteien unter einen Hut zu bringen.  Auf den ersten Blick erscheint die Befensterung organisch gewachsen, entstanden durch zeitlich getrennte Eingriffe – ein Modell das ja im ganzen Areal erkennbar ist.»
Alvaro Chenevard, Architekt


Seit Beginn der Transformation im 2009 treffen sich die Mitglieder der Projektsteue-
rung jeweils am Donnerstag auf dem Lagerplatzareal. Folglich werden alle Sitzungen mit Mieterinnen, Architektinnen, Behörden und anderen Gesprächspartnern auf diesen Tag gelegt. Um die Organisation zu erleichtern, brauchte die Projektsteuerung für diese Sitzungen einen geeigneten reservierten Raum. Da alle dafür geeigneten Räume vermietet waren, wurde der Vorraum zum Liftmotorenraum im Dachgeschoss des Gebäudes 190 für diese Sitzungen eingerichtet. So entstand eine richtige «Kommandobrücke» für das grosse Areal, in der zugleich das Planarchiv untergebracht werden konnte.

Ein brandsicherer Abschluss des obersten Treppenlaufes schliesst das letzte Stockwerk vom allgemeinen Treppenhaus ab und schafft im Turmkopf einen gross-
zügigen Raum. Zusätzliche runde, direkt in die verputzte Laibung verglaste Fenster ermöglichen eine herrliche Rundumsicht über das ganze Areal – von Osten über Süden nach Westen. Der alte Holzboden wurde geschliffen und geölt, ein Wasserbecken konnte einfach installiert werden. Der dröhnende Liftmotor verrät, wenn Besucher mit dem Lift nach oben fahren.

«Die Stiftung Abendrot wollte mehr Fenster im Turm haben. Am einfachsten und günstigsten war, diese mit einem Kernbohrer mit 60 Zentimetern Durchmesser durch die Sichtbacksteinfassade zu bohren – ohne Aussengerüst. Die Gläser wurden von innen in die Wand geklebt, die mineralische Innendämmung daran angeschlossen. Garantie gab es keine, seit fünf Jahren funktioniert es.»
Valérie Waibel, Architektin

«Unser Sitzungszimmer im Atelierhaus über den Dächern des Lagerplatzes mit Rundumsicht auf das ganze Areal und viel weiter ist für uns sehr wichtig geworden. Hier treffen wir unsere Partner und Kunden, hierhin ziehen wir uns zurück, um Strategien zu entwickeln, Zahlen zu überprüfen, Tee zu trinken, um zu schimpfen und zu lachen.»
Klara Kläusler, Stiftung Abendrot,
Projektsteuerung Lagerplatz